Also nehmen wir von Lesbos die Fähre nach Ayvalik in die Türkei. Dort angekommen machen wir die erste schlechte Hitchhike-Erfahrung und entscheiden uns das Auto vor Ende der Fahrt zu verlassen, weil der Fahrer ein bisschen zu „freundlich“ ist. Zum Glück kommen wir trotzdem wohlbehalten in Izmir an – eine wichtige Lektion lernen wir aber an diesem Tag. Beim Trampen in der Türkei sind ein paar zusätzliche Regeln zu beachten.*
In Izmir sind wir bei dann bei einem Pärchen zu Gast, das uns die negativen Erfahrungen schnell überwinden lässt. Denn obwohl wir nur zwei Tage in Izmir bleiben wollten, können wir insgesamt drei Wochen bei den beiden wohnen. Wie sich herausstellt, geht uns auf der Fahrt nach Istanbul ein Reisepass verloren. Also muss ein neuer beantragt werden, was man in Izmir auf dem deutschen Konsulat zwar problemlos machen kann, aber es dauert natürlich bis der Pass abgeholt werden kann. Wir entschließen uns die Zeit sinnvoll zu nutzen, indem wir uns etwas mehr von der Türkei anschauen.
Zunächst fahren wir in eine kleine Stadt am Meer namens Akyaka, wo wir einen anderen Couchsurfer treffen, der den lykischen Weg** gelaufen ist. Und da uns auch unsere Hosts in Izmir erzählt haben, wie schön dieser Weg sein soll, machen wir das auch einfach. Fahren also nach Fethiye und laufen täglich 10 – 15 Kilometer durch atemberaubend schöne Landschaft manchmal am Meer entlang, manchmal in den Bergen, bei überwiegend schönem Wetter. Wir laufen mit leichtem Gepäck, weil wir die meisten Sachen in Izmir lassen konnten.
Außerdem lernen wir Tavla zu spielen. Das wird in der Türkei meistens in Teehäusern von älteren Herren bei einem Glas Çay gespielt. Teilweise wird das Spiel auch wie im arabischen Ses Bes genannt, in Deutschland heißt es Backgammon. In den folgenden Wochen wird kaum ein Tag vergehen, an dem wir kein Tavla spielen. Es ist eine gute Gelegenheit mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Nicht allzu viele Touristen gehen diesem Hobby nach. Und weil die Leute natürlich wissen wollen, wie wir so spielen, werden wir meistens genau beäugt. Und tatsächlich werden wir mit der Zeit immer besser, sodass wir uns auch gegen eingefleischte Spieler*innen nicht schlecht schlagen. Das Spiel hat gleichermaßen mit Glück und mit Strategie zu tun. Unter de Profis ist es üblich, sich während des Spielens regelrecht zu beschimpfen, um die Moral es Gegenübers zu senken, damit sie oder er schlechter würfelt. Zumindest an diesem Teil des Spiels müssen wir allerdings noch arbeiten.
Die wunderschöne Landschaft auf dem lykischen Weg erwähnte ich bereits, die archäologischen Sehenswürdigkeitn noch nicht. Davon gibt es entlang des Weges eine Menge: zum Beipiel Xanthos, Patara, Letoon und Olympos. Es handelt sich zumeist um lykische Gründungen, die später von Griechen und noch später von Römern genutzt wurden.
Insgesamt ist die Region stark vom Tourismus geprägt, wovon wir Anfang Dezember aber nicht viel mitbekommen, weil in dieser Zeit kaum Touristen da sind. Die meisten Hotels und Hostels haben geschlossen. Einige Touristenhochburgen wirken wie Geisterstädte mit verlassenen Vergnügungsparks. Aber die Tourismusindustrie hat einige Städte sehr verwandelt. Und zwar nicht zum positiven. Ausgerechnet ein türkischer Archäologe sorgte dafür, dass dieses Schicksal dem Dorf Patara erspart geblieben ist.*** Das Baden am unberührten 20 km langen Sandstrand war sicherlich eines der schönsten Erlebnisse auf der Reise.
Und noch etwas anderes fällt uns auf, was ich auch schon auf Lesbos bemerkt habe: Die Straßenhunde, die überall herumlaufen, verfolgen uns
manchmal. Und es kann wirklich sehr schwer sein, sie loszuwerden. In Cirali verfolgt uns ein Hund den halben Tag lang zu Chimära (siehe vorherigen Text) und wieder zurück und wartet anschließend stundenlang vor unserem Hostel, in einer anderen Stadt werden wir gleich von einem Rudel von vier Hunden verfolgt.
Wednesday, 1 July 2015
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